Donnerstag, 28. Februar 2013

Noch 1 Woche...

so sagt es wenigstens die Wetterprognose, bis der Frühling wirklich kommt. Am Frauentag, dem 8. März, sollen die Temperaturen bis auf 15 Grad klettern. Die Amsel vor meinem Fenster weiss das wohl schon, sie hat heute früh ausgiebig ihr Frühlingslied gesungen. Wir haben unseren Frühlings-Kreativabend in den Räumen der Ergotherapie auf den 6 März gelegt, meine Idee, Samenbomben zu basteln, hat schon einige meiner Mitstreiterinnen angesteckt.
Das Radio erinnert heute an den 100. Geburtstag von Stefan Heym, auch einem Großen der DDR-Literatur, der später als Alterspräsident dem Bundestag vorstand. Chemnitz widmet ihm einen ganzen Vorlesetag.
Seit heute haben wir einen emeritierten Pabst. Wann hat es das schon mal gegeben? Mit seinem Rücktritt hat Joseph Ratzinger zum ersten Mal überrascht und Maßstäbe gesetzt (Respekt!). In Galizien / Spanien, wo meine Tochter derzeit lebt, sagen die Leute "Unser Präsident soll sich ein Beispiel am Pabst nehmen". Was wünsche ich mir als Nachfolger? Einen Barack Obama oder noch besser einen Ernesto Cardenal. Für eine Teresa von Avila ist wohl die Zeit noch nicht reif.

Sonntag, 24. Februar 2013

Rehe im Schnee


Wir hatten uns schon so auf den Frühling und das Gärtnern gefreut. 

Aber nun ist der Schnee ist zurückgekehrt.Viele Wildtiere leben bei uns in der Stadt. Und doch  bin ich immer wieder darüber überrascht: Heute konnte ich vier Rehe sehen, darunter ein Rehbock. Leider waren sie auf der anderen Seite des Flusses und ließen sich deswegen schlecht fotografieren. Schade.

Freitag, 22. Februar 2013

Regional und saisonal oder fair und bio

Das "Kalenderblatt" im Radio berichtet heute vom 70. Jahrestag der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl. Die Erinnerungen ihrer Schwester (Inge Scholl "Die weiße Rose") waren mir ein wichtiger Begleiter meiner Oberschulzeit. Heute zeigen neue Quellen (was für Quellen? Gestapo-Akten?) ein differenzierteres Bild der Scholl´s, von ihrer HJ- und BDM-Zeit bis zu den Verhören im Gestapo-Gefängnis in den 4 Tagen zwischen Festnahme und Hinrichtung. Schmälert es ihr Verdienst, dass sie keine "Heiligen" waren, sondern Menschen ihrer Zeit mit Schwächen und Irrtümern? Jugendirrtümern?
Werfen wir Christa Wolf vor, dass sie nicht hingerichtet oder ausgebürgert wurde? Dass sie verändern wollte, von innen heraus, nicht abschaffen?
Wir leben nicht mehr in einer Diktatur, aber gesellschaftliche Veränderung ist trotzdem nötig und möglich. In kleinen Schritten. Wo fange ich an? Diese Frage habe ich mir seit dem Beginn der Fastenzeit vor einer Woche gestellt. Meine Idee ist: anderer Konsum ist möglich.Globalisierung ist gut und notwendig, aber sie muss sich nicht auch auf Äpfel und Joghurt beziehen. Also beginne ich mit folgendem Versuch: möglichst Produkte zu kaufen, die regional und saisonal produziert werden. Oder fair und bio. Sicher wird mir das nur teilweise gelingen, aber (wie begann die erste Lektion in unserem Spanisch-Lesebuch?) "con algo hay que empezar" - mit irgendetwas muss man beginnen...

Donnerstag, 21. Februar 2013

Otfried Preussler ist tot...

es lebe der sorbische Zauberer!
Mehrmals haben wir die Geschichte von Krabat unseren Kindern vorgelesen, wie auch die Geschichten von Pippi und Michel, von Momo und Atreju, von Ritter Tiuri und von Bilbo und Frodo Beutlin.
Ich liebe Jugendbücher und Jugendbuchautoren, sie trauen sich, unsere Welt positiv zu sehen und das Gute siegen zu lassen.
Dieser Winter war hier der dunkelste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das war heute nicht anders. Es schneit weiter, und ich habe noch ein paar Meisenknödel aufgehängt. Meine ersten Samenbomben sind wohl noch fest gefroren. Das Vogelgezwitscher klingt aber schon nach Frühling.

Doch für uns gibt es kein Klagen, 
ewig kann's nicht Winter sein. 
Einmal werden froh wir sagen: 
Heimat, du bist wieder mein.  

(aus dem "Moorsoldatenlied" von Johann Esser und Wolfgang Langhoff, 1933)

Mittwoch, 20. Februar 2013

Das Radio berichtet

vom heutigen 80. Geburtstag von Brigitte Reimann. Die Schriftstellerin, die nur 39 Jahre alt wurde, war sicher eine der bedeutendsten der DDR. Für mich am wichtigsten ist immer noch Christa Wolf, deren letztes Buch "Stadt der Engel" ich gerade lese. Wie hätten sie Brigitte Reimann in der Luft zerrissen, wenn sie heute noch gelebt hätte (wenn schon Christa Wolf massiven Angriffen ausgesetzt gewesen war).
Wieso gestehen wir Menschen keine Jugendirrtümer und keine Entwicklung zu?
Beim Lesen stelle ich mir die Frage nach unserer eigenen Geschichte und Entwicklung. Wie viel an Erinnerung, Motivation und Aufbruch ist uns schon verlorengegangen? Und welche Geschichten sind es wert, festgehalten und erzählt zu werden?
Wie schreibt man heute, wenn man nicht vom Schreiben leben muss und will? Ganz klar: als blog. Geschichten und Erinnerungen im aktuellen Kontext. Auch dafür beginne ich an dieser Stelle mit dem Schreiben.
Mir fällt auf, in welche Begriffe wir unsere Begeisterung für das Stadtgärtnern gefasst haben: Mein blog heißt "Betonwüsten zu Blumenbeeten", 33 Jahre nach "Schwerter zu Pflugscharen". 2 Jahre habe ich diesen Aufnäher getragen, eine Geschichte, die es vielleicht wert ist, eines Tages erzählt zu werden. Und mein Mann, aus der West-Sozialisation kommend, nennt uns die "Guerilla-Garten-Fraktion".
Eine Freundin aus Bayern sagte mir vor ein paar Wochen: "Ich habe schon gemerkt, dass Du ein bißchen
rot bist." Wahrscheinlich hat sie recht. Ganz ist er uns noch nicht abhanden gekommen, der revolutionäre Geist unserer Jugend. Pflegen wir das zarte Pflänzchen.
Auch wenn Schnee und Frost uns noch fest im Griff haben: Der Frühling kommt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Samenbomben zu keimen beginnen, die ich schon auf meinem Arbeitsweg verteilt habe.

Samstag, 16. Februar 2013

Samenbomben werden gebastelt

Herr Ribbeck wäre stolz auf uns: Hier die Bilder von Samenbombenwerkstatt der GGF:
Die Guerilla-Garten-Fraktion traf sich am heutigen Samstag zum Samenbombenbasteln. Diese werden aus Samen und Erde zusammengerollt, eingefroren und bei Gelegenheit auf Stadtbrachen verteilt, damit Halle grüner wird.
Die Arbeit ist hart, aber die Genossen Gärtner sind in Hinsicht auf viele grüne Anschläge zuversichtlich und voll revolutionären Mutes."Pflanzen zur Sonne zur Freiheit", sangen sie im Chor bei der Bombenproduktion.
Diese Bomben lassen sich auch gut werfen oder schleudern. Keine Brache wird vor der GGF noch sicher sein. Unter Halles Himmel soll alles ergrünen.

Es beginnt...

Draußen herrscht noch der Frost, im Garten tragen die Pflanzen noch die Fruchtstände vom Vorjahr. Die ersten Blüten von Zaubernuss und Gartenprimeln und die ersten Schneeglöckchen trauen sich hervor. Ich habe ein paar Samen von Akelei und Ringelblumen gesammelt und mit den Resten aus alten Samentütchen gemischt. Heute nachmittag wollen wir die ersten Samenbomben basteln, mit Erde aus Maulwurfshügeln, die es auf der Wiese massenhaft gibt.
Auch im Garten sind bereits die Guerillagärtner unterwegs: an der Maxi-Futterstange tummelt sich eine ganze Bande von Meisen, Finken und Spatzen, nur ab und zu von einem Buntspecht oder einem Eichelhäher vertrieben (die sind einfach viel größer). Was herunterfällt, sammeln die Amseln auf. Trotzdem wachsen auf meinen Beeten regelmäßig Sonnenblumen, die ich nicht dorthin gesät habe. Und am Flussufer habe ich im Herbst einen kleinen Walnussbaum gefunden, den wohl das Eichhörnchen (oder das Liebe Jesulein? AlterWitz) gepflanzt hat.

Und noch einem Guerillagärtner bin ich begegnet, im großen Balladenbuch:

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
ein Birnbaum in seinem Garten stand, 
und kam die goldene Herbsteszeit
und die Birnen leuchteten weit und breit, 
da stopfte, wenn´s Mittag vom Turme scholl, 
der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
und kam in Pantinen ein Junge daher, 
so rief er: "Junge, wist´ ´ne Beer?"
und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
kumm man röver, ich hebb´ne Birn."

So ging es viele Jahre, bis lobesam
der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ´S war Herbsteszeit,
wieder lachten die Birnen weit und breit, 
da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab,
legt mir eine Birne mit ins Grab."
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
trugen von Ribbeck sie hinaus,
alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
sangen "Jesus meine Zuversicht",
und die Kinder klagten, das Herze schwer,
"He is dod nu. Wer giwt uns nu ´ne Beer?"
     
So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
der neue freilich, der knausert und spart,
hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,
aber der alte, vorausahnend schon
und voll Misstraun gegen den eigenen Sohn,
der wusste genau, was damals er tat,
als um eine Birn´ins Grab er bat,
und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
ein Birnbaumsprössling sprosst heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab, 
längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
und in der goldenen Herbsteszeit
leuchtet´s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung´über´n Kirchhof her,
so flüstert´s im Baume: "Wiste ´ne Beer?"
und kommt ein Mädel, so flüstert´s "Lütt Dirn,
kumm man röver, ick gew´di ´ne Birn".
So spendet Segen noch immer die Hand
des Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

(Theodor Fontane, 1819-1898) 

Mittwoch, 13. Februar 2013

Ein Gespenst geht um in Europa,

ein fröhliches, buntes Gespenst mit Dreck unter den Fingernägeln: der neue Gärtner.
So beginnt das Buch "Vom Gärtnern in der Stadt" von Martin Rasper. (Hab ich das jetzt richtig zitiert, oder ist das ein Plagiat?)
Nein, die Idee ist nicht neu und nicht von mir, aber sie ist gut. Sie macht mir gute Laune und sie vertreibt die Winterdepression. 23 Jahre nach der Wende, 11 Jahre nach 9/11, 2 Jahre nach Fukushima, 1 Tag nach den letzten Atomtest in Nordkorea, mitten in der Europakrise frage ich mich: haben wir es aufgegeben, die Welt zu verbessern? Sind wir machtlos gegenüber der Entwicklung in der Welt?
Sind wir nicht. Wir können gärtnern.Nicht nur in London, New York und Tokio, in Berlin, München und Hamburg, sondern auch in Halle (und auch hier sind wir nicht die ersten). Für den Artenreichtum, den Klimaschutz und ein anderes Wachstum.
Gärtnern ist konstruktiv, subversiv, integrativ, multikuturell. Es vertreibt Leistungsstreben, Gleichschaltung und Beschleunigung wie auch Langeweile und Resignation. Und es macht Spaß und verbindet.
Also lasst uns Samenbomben basteln und Baumscheiben begrünen.
In diesem Sinne:
GärtnerInnen aller Städte vereinigt Euch.

Und für die HallenserInnen:
Lasst uns die Brachen der Ära Szabados mit Ringelblumen begrünen.